Soyuz Video #5: Die temporäre Videothek
Soyuz Video ist eine Videothek, wie sie Anfang der 80er Jahre in der Bundesrepublik hätte existieren können. Nun ist sie zu Gast im Filmhaus in Saarbrücken!
Aus 420 antiquierten VHS Kassetten könnt ihr euch kostenlos einen Film aussuchen und vor Ort anschauen. Dafür ist ein Röhrenfernseher mit 5 bequemen Sitzplätzen eingerichtet (kann bei Bedarf mit Stühlen erweitert werden).
Damit die Sitzecke für euren Besuch frei ist, könnt ihr vorab einen 2-Stunden-Slot buchen.
Über den Link und den Button findet ihr einen aktuellen Überblick und könnt euch den Slot eurer Wahl sichern -
oder kommt spontan vorbei, zum Stöbern in einem Stück obskurer Mediengeschichte.
An jedem Samstag gibt es Sonderprogramme, wie das 16mm Micro-Cinema und die lange Videonacht.
Am Mi. 19.03. findet um 19 Uhr die feierliche Eröffnung mit anschließender Vorführung des Films Kassetten-Fernsehen statt.
Im Kinosaal läuft zudem ein flankierendes Kinoprogramm.
Besucht die Videothek, sichert euch einen Mitgliedsausweis und erlebt Filme, wie in den Anfängen der Audiovision:
WILLKOMMEN IM VIDEOZEITALTER!
SCHAUPLATZ
im Filmhaus
Öffnungszeiten:
Mi/Do/Fr 17-23 Uhr
Sa/So 15-23 Uhr
Eintritt frei!
Alle Slots sind
bereits vergeben
Soyuz Video #5: Eröffnung
Kommt zur Eröffnung mit Sektempfang und feierlicher Führung durch die Regale des neuen Videostandorts in der Landeshauptstadt.
Der Videothekar begrüßt seine neuen Kund*innen und zelebriert die erste Ausleihe. Seid dabei und holt euch einen Mitgliedsausweis!
Danach gibt es den eigens produzierten Film Kassetten-Fernsehen im Kinosaal zu sehen.
SCHAUPLATZ
im Filmhaus
Einlass um
18:30 Uhr
Eintritt frei!
DE 2019, Thorsten Wagner, 93 Min., Deutsche OF
Kassetten-Fernsehen ist ein spekulativer Ritt durch die bundesrepublikanische Geschichte der Audiovision und durch die Ungeheuerlichkeiten des einhergehenden gesellschaftlichen Diskurses.
Die Geschichte beginnt mit den Visionen einer medialen Revolution und endet mit einer hartnäckig geführten Zensur-Debatte, im Klima der geistig-moralischen Wende der 80er Jahre.
Im Kinosaal
Eintritt: 7,50-
Ermäßigt: 6,80-
TRAILER
Mi. 19.03. um 20:15 Uhr
So. 23.03. um 16:00 Uhr
Do. 20.03. um 17 Uhr
Fr. 21.03. um 20 Uhr
Sa. 22.03. um 17 Uhr
Do. 20.03. um 20 Uhr
Fr. 21.03. um 17 Uhr
Ab dem 27.03. zum offiziellen Kinostart
Micro-Cinema
Micro-Cinemas sind Nischenkinos, die Filme auf kleinem Raum für ein exklusives Publikum zeigen. Der ehemalige Videothekar Quentin T. sagt, er habe solchen Events in Paris beigewohnt. Als Reminiszenz betreibt er in L.A. den Video Archives Cinema Club. Andere Quellen behaupten Microcinemas werden ohne Bindestrich geschrieben und haben ihren Ursprung in San Francisco.
Filmklubs sind auch nichts anderes und aus manchen sind Kommunale Kinos, wie das Filmhaus, entstanden.
In dieser und in eigener Tradition, zeigt Soyuz Cinema ein Programm auf 16mm Analogfilm, exklusiv in der Videothek - das Motto: "SAUERLANDPUNKS UND PERESTROIKA"
Analoges
16mm Kino
am 22.03.
und 29.03.
Micro-Cinema #1: Brennende Langeweile
BRD 1979: Nix ist los im Sauerland, oder doch? Für die jugendlichen Punks in der Provinz gibt es Hoffnung auf Abenteuer: Die Adverts kommen auf Tour, frisch angeschwemmt von der ersten Londoner Punkwelle. Ein wahrer Lichtblick für den arbeitslosen Peter und die Frisörin Karin, zumal Peter in die Bassistin Gaye verliebt ist.
Mit einer irren Produktionsgeschichte wurde der erste deutsche Punk-Spielfilm für das ZDF gedreht. Dort wurde er auch, mit überdurchschnittlich hoher Zuschauer*innenquote, ausgestrahlt.
Bis dahin lief beim Dreh vieles anders als geplant. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb, wurde daraus ein wahrhaft charmantes und authentisches Zeitdokument.
SCHAUPLATZ
im Filmhaus
Einlass um
20:45 Uhr
Eintritt frei!
Micro-Cinema #2: Ist es leicht, jung zu sein?
UdSSR 1986: Nix ist los in Lettland, oder doch? 150 Jugendliche haben nach einem Konzert zwei Eisenbahnwaggons demoliert. Einige von ihnen stehen nun vor Gericht, um als abschreckendes Beispiel für die Sittenlosigkeit von Glasnost und Perestroika herzuhalten. Ihnen nimmt sich der Film an. Vorurteilsfrei porträtiert er Jugendliche zwischen Punk, Afghanistan Trauma, Drogensucht, Tschernobyl und Hare Krishna. Er fragt nach ihren Träumen, Idealen und Perspektiven.
Der Regisseur hat damit ein differenziertes Zeitdokument geschaffen, über das Aufbegehren und die Enttäuschung einer Generation im Umbruch der sowjetischen Gesellschaft.
SCHAUPLATZ
im Filmhaus
Einlass um
20:45 Uhr
Eintritt frei!
Eine Nacht in der Videothek mit Drinks, Musik + Visuals & vielen Filmen
Viele kennen es noch gut: Freitags, nach Feierabend, ging es in die Videothek, um sich für´s Wochenende mit Filmen einzudecken. Die Auswahl war dabei schwerwiegend, denn sich vom Sofa aus umzuentscheiden ging nicht. Für ein erfolgreiches Videowochenende hatte das Programm also bitteschön den Erwartungen gerecht zu werden. Nicht selten führte dies schon in der Videothek zu inneren und äußeren Konflikten. Die um Aufmerksamkeit buhlenden Cover und eine verwirrende Sortierung, machten es nicht unbedingt leichter.
In der langen Videonacht wollen wir diese und ähnliche Erfahrungen auf einen Abend komprimieren und der Gruppendynamik zwischen den Videoregalen freien Lauf lassen. Kommt einfach vorbei!
Mit der von RFLX performten Musik (>soundcloud) einer begleitenden Bewegtbildkomposition von ODOR MURIUM und kühlen Drinks, werden wir die Nacht in der Videothek verbringen. Dabei dürfen wir gespannt sein, in welche Gefilde uns die filmischen Reisen führen und wie wir uns überhaupt auf die jeweiligen Titel einigen.
SCHAUPLATZ
im Filmhaus
Ab 21 Uhr
Eintritt frei!
Open End
Soyuz Cinema #13: Rohstoffe
Filmprogramm und Ausstellung mit Sam Gora
Öffnungszeiten: Freitag 8.11. ab 17 Uhr, Samstag 9.11. ab 16 Uhr
Der Umgang mit Rohstoffen ist ein zentrales Thema der Menschheit.
Die Epochen ihrer Urgeschichte werden sogar nach dem Material benannt, das sie jeweils geprägt hat. Kultur, Politik und Wirtschaft entwickelten sich parallel dazu und ermöglichten im Wechselspiel neue Formen von Gesellschaft. Die Dinge wurden allerdings komplexer.
Seit die globalen Auswirkungen des Kapitalismus unsere ideologischen Kämpfe bestimmen, bekommt die Auseinandersetzung mit Rohstoffen und ihren zivilisatorischen Verwicklungen, eine völlig neue Dringlichkeit. So leben wir in dystopischen Zeiten, oder in Zeiten des Wandels, je nachdem ob wir geneigt sind zum Horizont, oder in den Abgrund zu blicken.
Nachhaltigkeit ist das Überlebenskonzept der Gesellschaften, die sich als progressiv begreifen. Selbst für Unternehmen, die traditionell mit der Ausbeutung von Mensch und Umwelt Profite generieren, ist sie zum obligatorischen Schlagwort geworden. Sie soll ein sinnvolles Umlenken in ökologischer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht herbeiführen, ohne die Machtverhältnisse allzu sehr in Frage zu stellen.
Ist Nachhaltigkeit daher eine reale Option, um das Überleben der Menschheit zu sichern? Oder ist es letztlich nur das Label eines ebenso tragischen, wie absurden Zwischenspiels auf dem Weg in den Abgrund?
Sam Gora zeigt Objekte und Installationen, die sich nachwachsender und industrieller Stoffe bedienen. Dabei manifestieren sich Diskrepanzen, mit denen ihr Gebrauch hinterfragt werden kann - im Großen und im Kleinen. Soyuz Apollo zeigt, in einer obsolet gewordenen, analogen Materialsammlung, abgründige Filme, die Zivilisationskritik üben, oder es vorgeben, um wirtschaftlich effizient, kulturelle Ausbeutung zu betreiben.
Von den beiden Gastgeber*innen werden dazu nachhaltige bis schnelllebige Snacks gereicht.
Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien
Soyuz Cinema #12: Männerdialektik
16mm Open Air Kino mit Haupt- und Vorfilm
ca. 100 Minuten, Deutsche Sprachfassungen
Im Rom der Nachkriegszeit kommt Amelia mit Matteo, einem aufstrebenden Funktionär der Kommunistischen Partei zusammen. Zu Amelias Leidwesen soll ihre Beziehung allerdings geheim bleiben. Sie kommt nämlich nicht aus der Oberschicht und kann auch kein intellektuelles Umfeld vorweisen. Weil Matteo es gewohnt ist seine Ziele durchzusetzen, bleibt der unklare Beziehungsstatus erhalten. Amelia liest indessen auch kommunistische Literatur. Nicht nur deswegen, fallen ihr die Widersprüche zwischen politischer Theorie und chauvinistischem Gehabe sehr genau auf.
Elda Tattoli skizzierte in dem Film ein Milieu, das ihr vermutlich vertraut war. Ihre mitunter harsche und wütende Kritik äußerte sie in satirischen Momenten und surrealen Sequenzen. Wie es die reale Beschissenheit der Dinge allerdings vorsah, blieb dieser außergewöhnliche Debütfilm weitgehend unbeachtet, während die Weggefährten der Regisseurin berühmt wurden.
Das perlenhafte Schattendasein, dieses zu Unrecht vergessenen Films, wird mit einer analogen 16mm Projektion und einem Vorfilm zelebriert.
In Kooperation mit dem B-Movie – das Kino auf St. Pauli und dem Stadtteilkulturzentrum Haus Drei
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Soyuz Cinema #11: die rote Maske
Beitrag zum Juli Programm im B-Movie: Roger Corman (1926-2024) - Meister des Mikrobudgets
Eine Mikro-Cinema-Performance auf Super 8 und in Cinemascope, mit Hauptfilm, Trailershow und Bonusprogramm
ca. 120 Minuten, Hauptfilm in englisch (OF)
Vincent Price spielt den grausamen Prinzen Prospero, der in seinem Palast dekadente Feste feiert, während die Dorfbevölkerung von einer grausamen Krankheit, dem "Roten Tod", heimgesucht wird. Der Film ist ein visuelles Highlight, das von seiner prachtvollen Ausstattung, der halluzinatorischen Atmosphäre und den ekstatischen Massen-Arrangements lebt. Der Kameramann und spätere Regisseur Nicolas Roeg ("Wenn die Gondeln Trauer tragen") hat dies in extravagante und pompöse Filmbilder verwandelt.
Soyuz Cinema zeigt eine Mikrokino-Performance auf Super 8 und in Cinemascope. Inklusive Einführung, Trailershow und Bonusmaterial.
Apropos Extravaganz und Pomp:
Vor der Digitalisierung unseres Alltags bedurfte es hohen finanziellen und praktischen Aufwand, um auch zu Hause Kino spielen zu können. Wir zelebrieren den vollen Wahnsinn, den das analoge Heimkino so bieten kann, und bauen es direkt im Kinosaal auf - alleine schon der Atmosphäre wegen. Neben einer extrem seltenen Filmkopie kommen ebenso seltene Trailer und ein umgebauter Super 8 Projektor zum Einsatz (heller, länger, breiter). Wem das zu sehr nach Modelleisenbahn klingt, sei beruhigt, hier geht es nicht ums technikaffine Rumgenerde, sondern um das kollektive Amüsement mit abstrusen Artefakten einer abseitigen Mediengeschichte.
www.b-movie.de
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Soyuz Cinema #10: Atomkrieg - überleben sinnlos
Zwei faktenbasierte Atomkriegs-Fiktionen in Dokumentarstil
Filmprogramm auf 16mm, zur Finissage der Ausstellung von Barbara Dévény und Tilman Heyden
75 Minuten Laufzeit, deutsche Sprachfassungen
Wie weit dürfen mediale Realitäten in uns eindringen?
Die Frage treibt Macher*innen und Konsument*innen von Text, Bild und Ton seit jeher um. Im zeitgenössischen Umgang damit, z.B. durch Content Warnungen, zeigt sich ein ewiges Dilemma. Bedürfnisse nach Information und Grusel, stehen mitunter dem Schutz des Individuums vor ungewollten Konfrontationen entgegen.
Im Katastrophenfall ist es hingegen lebensrettend, sich vorab mit unangenehmen Realitäten beschäftigt zu haben. Doch was, wenn es um Szenarien geht, für die es keinen positiven Ausgang gibt?
Die Auseinandersetzung kann einem inneren Umgang dienen. Eine Person mag dieser beruhigen, die andere verängstigen.
Wenn wir aber die Sphäre der subjektiven Befindlichkeiten verlassen und in größeren Dimensionen denken, ist es ein gesellschaftlicher Diskurs, samt seiner politischen Auswirkungen, der entweder geführt oder vermieden wird.
Die beiden Filme des Programms wollten zu einem solchen Diskurs beitragen und waren, gerade wegen ihrer Eindringlichkeit, nur selten bis gar nicht zu sehen. Sie skizzieren sehr präzise ein fiktives Atomkriegsszenario und dessen Folgen. Dabei halten sie sich streng an wissenschaftliche Fakten und wählen eine sehr realistische, dokumentarische Form. Einer der Filme blieb deswegen für 20 Jahre weitgehend unter Verschluss. Er gilt heute als Meisterwerk des Antikriegsfilms und als eine der besten britischen TV-Produktionen aller Zeiten.
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Soyuz Video #4: Videothek et cetera pp
Die vorübergehende Videothek hat die Stadtgrenze verlassen und wurde nach Lichtenstein / Sa. transportiert. Dort nimmt sie beim Kunstfestival Begehungen den Betrieb auf.
Das Sammeln ist in der diesjährigen Ausgabe des Festivals ein zentrales Thema.
In der Videothek, als begehbare VHS Sammlung, können wieder kostenlose Mitgliedschaften abgeschlossen werden, um die filmischen Objekte der Begierde zu leihen und direkt vor Ort anschauen zu können.
Wie immer können dafür kostenlos Slots gebucht werden, um einen Videorecorder und Röhrenfernseher für sich und seine Freund*innen zu reservieren.
Willkommen in den Anfängen der erweiterten Audiovision, WILLKOMMEN IM VIDEOZEITALTER.
Eröffnung am Do. 17. August
Videothekenzeiten vom 18.-20. und 25.-27. August
www.begehungen-festival.de
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Soyuz Cinema #9: Sache von Sekunden
Filmprogramm zur Ausstellung EN PASSANT im Rahmen des Hamburger Architektursommers
Der Dokumentarfilm MOTORCITY begleitet Amateur*innen der Drag Racing Szene in Detroit. Sie lassen ihre Motoren im Burnout heiß laufen, um für ein paar Sekunden durchzustarten. Die einstige Autometropole befindet sich längst jenseits ihrer Triebkraft. Ob dies miteinander korreliert oder nur einen europäischen Blick auf amerikanische Lebensverhältnisse bedient, ist Teil der Betrachtung. Mit dem anwesenden Regisseur Arthur Summereder, können im Anschluss an den Film solche und ähnliche Fragen beplaudert werden.
Das Vorprogramm, aus dem 16mm Archiv von Soyuz Apollo, befasst sich mit Flüchtigkeiten, die im Straßenverkehr über Leben und Tod entscheiden können. Als eine der häufigsten Unfallarten wurde dem Verkehrsunfall weltweit eine Vielzahl von erzieherischen Filmen gewidmet. In der 30-minütigen Zusammenstellung STOP FOR RED können wir 4 besondere Exemplare davon kennen lernen.
Das alles findet mitten in der Ausstellung EN PASSANT statt, in der sich Anton Schön und Frank Zitzmann mit der Stadt, als Schauplatz für Automobile beschäftigen.
Einlass: 19:30
Ausstellung EN PASSANT: 23.6.-24.6.
Vernissage: Fr. 23.6. um 18 Uhr
Gefördert durch die Bezirksverwaltung Hamburg Mitte
Soyuz Cinema #8: Blütezeit
4 historische 16mm Kurzfilme / 96 Min. Gesamtlänge / Deutsche Originalfassungen
Einlass: 19:30
Der Begriff "Wirtschaftswunder" ruft Bilder von üppig zur Schau getragenem Wohlstand hervor, die begleitet werden von einer neuen Fröhlichkeit und einem langsam erstarkenden deutschen Selbstbewusstsein. Doch wer waren die Menschen, die während des wundersamen Wachstums aufzublühen schienen?
Es war vor allem eine florierende Unterhaltungs- und Werbeindustrie, die den Jahren des Aufschwungs ihren äußerlichen Glanz verlieh. Nur durch kollektive Verdrängung konnte sich dessen Strahlkraft entfalten, denn der wirtschaftliche Aufschwung gedieh unmittelbar auf den Trümmern des Nationalsozialismus. In der Einordnung dieser Realitäten, muss daher permanent zwischen den Zeilen gelesen werden.
Das für den heutigen Abend zusammengestellte Programm kann uns weitere Hinweise liefern. Die Filme stammen aus jener Blütezeit und richten den Blick auf alltägliche Lebensumstände, die auch das Absurde, Triste und Verschrobene erfassen. Vielleicht lag sogar ihre Aufgabe darin, den Mitgliedern, des zuvor noch gleich-geschalteten Volkskörpers dabei zu helfen, sich besser in die neuen Gegebenheiten der sozialen Marktwirtschaft einzufinden.
So werden im intellektuellen Wettstreit zwischen Affekt und Ratio VERMUTUNGEN ÜBER HERRN O. (1965) angestellt, bevor wir über die Menschen hinter der AUFTRAGSVERARBEITUNG IM GROSSVERSANDHAUS (1958) sinnieren können. Nach dem Volksempfänger sendet der Fernseher sogar bewegte Bilder in die Wohnzimmer der Deutschen und übermittelt die Inhalte der neuen Zeit. Funktioniert der Empfang nicht, sind meist die Zuschauer*innen selbst schuld, denn ES LIEGT NICHT AN IHREM GERÄT (1964). Wo GLATTES PARKETT (1963) zum Tanz lädt, werden auch Außenseiter*innen produziert, denn nicht alle können und wollen sich leichtfüßig zu den Gewinner*innen einer Gesellschaft zählen.
Soyuz Video #3: Die vorübergehende Videothek
SOYUZ VIDEO ist ein begehbares Archiv, eine Medieninstallation, ein interaktives Happening und vor allem eine voll funktionale Videothek.
Um grenzüberschreitende filmische Erfahrungen zu machen, genügte es in den frühen 80er Jahren eine Videothek zu betreten. Da die Regale noch vornehmlich von kleinen Vertriebsfirmen mit reißerischen Titeln bestückt waren, reichte die vorgefundene Auswahl von seichter Unterhaltung zu spekulativem Schund und transgressiver Filmkunst.
Bei SOYUZ VIDEO gibt es die Möglichkeit diesen speziellen Rezeptionsmodus nachzuerleben.
Mit einer kostenlosen Mitgliedskarte können Videofilme entliehen und direkt vor Ort geschaut werden. Dazu kann vorab ein Raum mit Videorecorder und Röhrenfernseher reserviert werden, um mit Freund*innen oder auch mit zufällig angetroffenen Besucher*innen den Videofilm der Wahl zu genießen.
Willkommen in den Anfängen der erweiterten Audiovision, WILLKOMMEN IM VIDEOZEITALTER.
Do. 13. - So. 16. April.
Eröffnung: Do. 13. April um 19 Uhr
Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien
und die Bezirksverwaltung Hamburg Mitte
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Soyuz Video #2: Die vorübergehende Videothek
Nach einem überaus erfolgreichen Start im METROPOLIS KINO, öffnet SOYUZ VIDEO wieder für ein paar gezählte Tage seine Tür.
Und erneut wird damit ein mediales Umfeld geschaffen, wie es zu Beginn des Videozeitalters Gang und Gäbe war. In einem illustren Sammelsurium, zwischen seichter Unterhaltung, Schund und Filmkunst, werden kostenlose Mitgliedschaften abgeschlossen und ihr könnt, mit der erworbenen Mitgliedskarte, den Kassettenfilm eurer Wahl aussuchen. Dieser wird - in Berücksichtigung der schwinden Verbreitung von Videorekordern - direkt vor Ort geschaut. Dazu ist es möglich vorab eine Sitzecke für 5 Personen zu reservieren, samt Videorekorder und Röhrenfernseher.
Entgegen dem privaten Wohnzimmer, gibt es hier allerdings zufällige Gäste, denen ihr einen Einblick in euren Medienkonsum gewährt - also Vorsicht bei der Auswahl!
Doch wie immer diese auch ausfällt, bei SOYUZ VIDEO werden die Besucher*innen zur Speerspitze der erweiterten Audiovision. Das Medium ist die zugehörige Botschaft und sagt freudig: WILLKOMMEN IM VIDEOZEITALTER!
Fr. 10. - So. 12. März, jeweils 16-22 Uhr in der Werkstatt Gröninger Hof (Neue Gröninger Str. 12)
HIER GIBT ES EINEN ÜBERBLICK ÜBER DIE RESERVIERUNGEN UND DIE FREIEN SLOTS
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Soyuz Cinema #7: Mensch Robinson
16mm Feature Film / English Original Version + Trailershow
A highly amusing and nonetheless serious approach on the decolonization of FRIDAY.
Als gestrandete Person, die auf einer einsamen Insel auf sich selbst zurückgeworfen ist, wird das Bedürfnis nach einem Gegenüber groß. So groß, dass manchmal, wie bei Castaway, auch ein Volleyball namens Wilson als Ersatz herhalten muss. In der Geschichte von Robinson Crusoe ist dies zuerst ein Papagei und dann kommt sogar ein menschlicher Gefährte hinzu. Kultureller und persönlicher Austausch wäre in dieser Situation bestimmt anregend, doch als Prototyp des britischen Kolonialisten, bleibt für Robinson das Gegenüber nur ein Objekt. Wie beim Volleyball Wilson, gibt er ihm einen Namen und macht aus „Freitag“ fortan ein Projekt, in dem er sich nurmehr selbst spiegelt. So tobt sich sein puritanischer Zwangscharakter dabei aus, ihn christlich erziehen zu wollen. Im Roman, als ein Werk seiner Zeit ist, scheint das alles auch völlig normal.
In einem Film von 1975 werden, durch einen einfachen Perspektivwechsel, das absurde und monströse der Geschichte deutlich. Nachdem Freitag endlich wieder frei ist, erzählt er seinen Freunden, was er in der Zeit seiner Gefangenschaft mit Robinson erlebt hat. So blicken wir aus seinen Augen, auf einen Mann, dessen Ängste und Habsüchte den Zugang zu den eigenen Gefühlen versperren. Robinson scheint letztlich eine tragische Gestalt und dennoch nur ein gewöhnlicher und verbitterter Sklaventreiber zu sein.
Englische Originalfassung auf 16mm + Trailershow
Einlass: 19:30
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Soyuz Cinema #6: Held für einen Tag
David Bowies Berlin Phase in den 70er Jahren ist gut durchleuchtet und aufgearbeitet. Seine Berlin Phase, in der sich als Heimkehrer des ersten Weltkriegs, unter anderem als Gigolo verdingt und ungeplant zum Helden wird, weniger. Sie hat auch nur in einem Film stattgefunden.
Seine Rolle darin beschrieb er 1979 so: „Ich trage die ganze Zeit ein Schwein durch die Gegend und am Ende sterbe ich“. Der Film war bei seinem Erscheinen im Jahr 1978, trotz aufwendiger Produktionsbedingungen und einem unglaublichen Staraufgebot, kein Erfolg. Weder an der Kinokasse, noch bei der Kritik, konnte er punkten und Bowie selbst mochte ihn wohl auch nicht. Was im Wikipedia-Artikel als „streiflichtartiges Gesellschaftspanorama der Weimarer Republik“ noch Interesse wecken kann, wird im Lexikon des internationalen Films als konfuses, stilloses und banales Spektakel bezeichnet.
Die kulturbeflissene Historikerin Myriam Richter sieht das, wie die Veranstalter von Soyuz Cinema, völlig anders. Warum, wird sie uns in einer Einführung zum Film bestimmt erklären. Aus unserer Sicht handelt es sich nämlich um einen zu Unrecht geschmähten Film, der tolle Bilder und Symbole für eine eigentümliche Phase der deutschen Geschichte gefunden hat. So findet eine künstlerische Reflexion von Historie statt, die nach jahrzehntelanger Gewöhnung an deutschen Schicksals- und Nostalgiekitsch, vielleicht sogar frischer wirkt, als damals bei der Erstaufführung. Und wie schön es ist, all den verstorbenen Pop-Ikonen darin begegnen zu dürfen. Selbst Marlene Dietrich hatte dafür, nach 15 Jahren Leinwandabstinenz, einen letzten Auftritt. Eine „Auferstehung der Toten“, wie Myriam Richter sagt.
Das ganze Spektakel wird in wunderschönen Farben auf 16mm und in der englischen Exportfassung aufgeführt.
Vorab gibt es eine Trailershow auf Super 8.
Einlass: 19:30
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Soyuz Video #: Die Videothek im Kinofoyer
Der Hamburger Medienkünstler Thorsten Wagner installiert eine Videothek im Kinofoyer des METROPOLIS Kino!
Die Besucher:innen sind dazu eingeladen, zusammen mit ihm als Videothekar, selbst in die Mediengeschichte einzutauchen. Vor Ort können sie ihr persönliches Kassetten-Programm auf VHS zusammenstellen und auf einem Röhrenfernseher genießen — ganz als wäre es das Jahr 1982.
Thorsten Wagner verfügt mit seinem fiktiven Kollektiv »Soyuz Apollo« über ein Archiv mit über 4.000 Exemplaren diverser Träger u. a. der Formate VHS, Betamax, Video 2000. Seine Maxime lautet »Handlung ist Konzept«. Bei Soyuz Video bedeutet das: »Werden Sie ihr eigener Programmdirektor mit dem Videoprogramm Ihrer Wahl.« Die Videothek im Kinofoyer ist vom 24.— 29.10. täglich parallel zu den Vorstellungen im Saal geöffnet. Die angegliederte Fernsehecke bietet Platz für 4 Personen und kann unter 0163/8320378 oder soyuz.video@soyuzapollo.org zu einer individuellen Uhrzeit während der Öffnungszeiten des Kinos reserviert werden. Aufenthaltsdauer in der Videothek bis ca. 2 bis 2,5 Stunden.
Gefördert durch die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte.
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Soyuz Cinema #5: München gammelt
Haschbenebelte Abhänger*innen beim Cornern in München / Drei irre, dufte Dokumentarfilme auf 16mm / 129 Min. Gesamtlänge / Deutsche Originalfassungen
In den 60er und frühen 70er Jahren war München ein Magnet für junge Menschen, die sich in Protestkulturen und unkonventionellen Lebenskonzepten ausprobierten. In Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft lebten sie in den Tag hinein - ohne festen Ziele, ohne feste Arbeit und zum Teil ohne festen Wohnsitz. Sie prägten vor allem den Stadtteil Schwabing, indem sie dort herum lungerten und musizierten. Ihre Erkennungsmerkmale waren lange Haare, Bundeswehrparkas, Blumen, Hasch und Gitarren. Die Abgrenzung funktionierte dabei so gut, dass Sie vom konformen Teil der bundesdeutschen Öffentlichkeit mit der abwertenden Bezeichnung „Gammler“ belegt wurden. Sie galten als ungepflegt, arbeitsscheu und asozial. Sie selbst bezeichneten sich eher als Beatniks, Wehrdienstverweigerer oder Hippies. Neben einigen optischen Erkennungsmerkmalen, schien diese Subkultur jedoch vor allem durch eine gewisse Ratlosigkeit zu bestechen. Genau davon erzählen die Dokumentarfilme dieses Programms.
Einlass: 19:30
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Ocean without Fish
A COOPERATION WITH ANALOGFILMWERKE (www.shootfilm.de)
Ocean Without Fish is a film program curated around lifelines, shorelines, and heartbreak debris. The runoff of destructive pasts as they form new paths. Atom bombs, addiction, love, and land art. Connections are made wading in any direction.
With films by Ryan Clancy, Krister Larson, Sally Lawton, Grace Mitchell, Sara Sowell, and Sofia Theodore-Pierce
Guest: Grace Mitchell
Doors open at 7:30 pm. Reservation possible via: cinema (at) soyuzapollo.org
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Soyuz Cinema #4: Wir sind keine Engel, Schätzchen
Ein magnetisierendes 60er Jahre Programm auf 16mm, mit einem Spiel- und zwei Kurzfilmen /
125 Min. / Deutsche Originalfassungen
Helga, Gisela und Katja, so heißen die Protagonistinnen der gezeigten Filme, wollen raus aus ihrem Alltag. Kein Wunder, denn was er ihnen zu bieten hat, ist nicht unbedingt prickelnd. Vor allem nicht für jene junge Frauen, denen der Sinn nach Freiheit, Lust und Abenteuer steht. Und für die Rollen, die sie bisher verkörpern ("Unschuld vom Land", "brave Angestellte" oder "treuer Engel"), ist in den fortschreitenden 60er Jahren der Zug so langsam abgefahren. Also rein in denselben und ab nach München, da wo die Bohème sich ausprobiert und das dufte Leben tobt. Oder wenigstens ins Kino, wo auf den Leinwänden zur Abwechslung auch die Dame den Ton angeben darf.
In der Realität hingegen, lässt nämlich das männliche Gehabe nur wenig Platz für ihre Bedürfnisse. Das ist leider auch 1967 in den Schwabinger WGs der gammelnden Nonkonformisten noch so. Dabei will Katja mit ihren 19 Jahren doch nur mal endlich Sex haben, während ihr fester Freund in der fränkischen Provinz treu auf sie wartet.
Das Programm findet am 2.7. eine thematische Fortsetzung mit Soyuz Cinema #5: München gammelt. Einlass ab 19:30.
Reservierung möglich unter cinema (at) soyuzapollo.org
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Soyuz Cinema #3: Schlechter Film
Jahrzehntelang galt er als der schlechteste Film aller Zeiten. Seit einigen Jahren macht ihm „the Room“ von 2003 diesen Titel jedoch streitig. Aber was ist „schlechtester Film“ überhaupt für ein Prädikat?
Objektive Kriterien scheint es dafür ja wohl kaum zu geben. Und worin liegt der Reiz, sich bewusst einen Film anzuschauen, wenn er doch bekanntermaßen schlecht ist?
Daniel Kulle war diesem Phänomen 2012 mit seiner Doktorarbeit „Ed Wood: Trash und Ironie“ auf der Spur. In einer Einführung zum Film, kann er uns mit diesen Fragen vielleicht weiter helfen und damit auf einen ambivalenten Filmgenuss vorbereiten. Und wenn die Wissenschaft nicht weiter hilft, dann müssen wir eben, mit der impulsiven Freude am Trivialen, die Qualitätsmerkmale dieses ehemals schlechtesten Films aufspüren.
Einlass ab 19:30 nach geltenden Covid Bestimmungen.
Reservierung unter cinema (at) soyuzapollo.org
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Soyuz Cinema #X: Atomkrieg - überleben sinnlos
Ein verstörendes Doppelprogramm auf 16mm // mit faktenbasierten Atomkriegs-Fiktionen in dokumentarischer Deutlichkeit // in einer Länge von 75 Minuten und in deutscher Sprache.
Da eine überwunden geglaubte Gefahr, durch Nuklearwaffen und Weltkrieg III, etwas mehr in die Dimension des Möglichen gerückt ist, kann Realität momentan besonders beunruhigend sein.
Was ein Atomkrieg bedeutet und welche Konsequenzen er mit sich brächte, gehört allerdings nicht unbedingt zum vordersten Allgemeinwissen. Wäre es nicht hilfreich, sich der Drastik dieses Szenarios von der faktischen Seite zu nähern, um eine umfassende Aufklärung zu betreiben und dadurch umso entschiedener davor zu warnen?
In heißen Zeiten des kalten Kriegs, haben die beiden Filme des Programms genau das versucht. Das Resultat war jedoch, dass die darin durchgespielten Realitäten, als zu verstörend und hoffnungslos empfunden wurden, um sie im geplanten Umfang öffentlich zu zeigen. Einer der Filme blieb sogar für 20 Jahre weitgehend unter Verschluss. Er gilt heute als Meisterwerk des Antikriegsfilms und als eine der besten britischen TV-Produktionen aller Zeiten. Und beide Filme können uns, vielleicht gerade heute, noch sprachlos und verstört zurücklassen.
Einlass ab 19:30 nach 3G. Wegen der Covid-Kontrollen ist leider kein Einlass nach Veranstaltungsbeginn möglich.
Reservierung empfohlen unter cinema (at) soyuzapollo.org
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Soyuz Cinema #2: Falsches Abteil
Mit dem Überschreiten des Abstands zwischen Zug und Bahnsteigkante, wird ein Raum betreten, in dem eine gewisse Zeit mit Fremden zugebracht werden muss - „Vorsicht, die Türen schließen“.
In den Filmen des Programms, führt dies zu bedrohlichen Situationen für einige der Passagiere im Nah- und Fernverkehr. Stellvertretend für eine ganze Gesellschaft, mögen sich die Reisenden fragen, woher diese Bedrohung plötzlich auftaucht und vor allem, wie denn damit umzugehen sei. Schließlich gilt es erst einmal unbeschadet der Gefahr zu entkommen.
Hauptprogramm: Ein grandios besetzter Thriller im schönstem 16mm schwarzweiß – zu Unrecht fast vergessen (USA 1967, 107 Min., Deutsche Fassung).
Vorprogramm: Das Setting ist fast identisch zum Hauptfilm. Doch statt im Großraumwagen des Nahverkehrs, spielt es in der intimen Enge eines Abteils im Fernzug. So genügt hier auch nur ein Soziopath, um Angst und Schrecken zu verbreiten (YUG 1974, 14 Min., Deutsche Fassung).
Einlass ab 19:30 nach 3G. Wegen der Covid-Kontrollen ist leider kein Einlass nach Veranstaltungsbeginn möglich.
Reservierung unter cinema (at) soyuzapollo.org
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Soyuz Cinema #1: Super 8 Clipfieber
Zum Auftakt von Soyuz Cinema wird die Werkstatt Gröninger Hof zum erweiterten Wohnzimmer – samt Leinwand und Projektor.
An dem Super-8-Abend unternimmt Soyuz Apollo einen Streifzug durch sein Archiv und zeigt daraus Clips, kurze Filme und Kompilationen.
So gibt es einen irren Einblick in obskure Nischen des Formats, in denen viel Schönes und viel Merkwürdiges produziert wurde.
Neben dem Privat- und Amateurfilm kommen u.a. Trailer, Musikclips, dokumentarische Formate und Kurzfassungen auf die Leinwand – ein audiovisueller Trip zwischen Nostalgie, Medienhistorie und Sensationslust.
Einlass ab 19:30 nach 2G.
Reservierung empfohlen unter cinema (at) soyuzapollo.org
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